Whisky zum Preis von vor 25 Jahren

Wird Whisky immer teurer?

Vor 25 Jahren wurde The Whisky Store, der Vorläufer von Whisky.de gegründet. In der Zwischenzeit hat sich viel getan. Neue Flaschen sind erschienen und alte Flaschen wurden vom Markt genommen. Nichts ist beständiger als der Wandel.

Zum 1.1.2001 wurde der Euro eingeführt. 7,5 Jahre nach der Gründung unseres Unternehmens. Ab diesem Zeitpunkt musste man jeden Euro mit dem Faktor 1,95583 multiplizieren, wenn man den genauen, alten Wert in DM einer Sache wissen wollte. Die meisten machten es sich einfach und multiplizierten mit zwei. Das führte zu einer gedanklichen Preiserhöhung von über 4%, die in Wirklichkeit aber nicht stattgefunden hatte.

Unser Statistisches Bundesamt gibt monatlich Teuerungsraten im Vergleich zum Vorjahr heraus. Zum Ende jeden Jahres gibt es dann eine Gesamtteuerungsrate, die regelmäßig Bestandteil umfangreicher Diskussionen wird. Ist Teuerung (Inflation) immer schlecht? Ist der Warenkorb richtig zusammengestellt, um die tatsächliche Teuerungsrate richtig zu beschreiben? Je nach politischer Grundeinstellung herrschen verschiedene Interpretationen vor. Wenn Inflation schlecht ist? Ist dann das Gegenteil, die Deflation, vielleicht gut?

Es gibt den wirtschaftlichen Begriff der 'Technische Deflation'. Er beschreibt, dass alle technischen Güter durch den industriellen Fortschritt immer billiger werden müssen. Bestes Beispiel sind Stereoanlagen. Geräte für weniger als 100€ bringen heute Leistungen und Qualitäten, die noch vor wenigen Jahrzehnten das Zehnfache kosteten. Es gibt auch Negativbeispiele wie die Preisentwicklung bei Automobilen, die bis vor wenigen Jahren nur eine Richtung kannten: nach oben. Es gibt heftigen Streit um die Interpretation der Ursachen dieser Anomalie.

Auch wenn unser Single Malt Whisky vorgeblich von Hand auf den selben Geräten wie vor fast 200 Jahren hergestellt wird, so nimmt die Technik und die Automatisierung bei der Whiskyherstellung mittlerweile einen großen Raum ein. Bestes Beispiel sind die automatisierte Fassherstellung in USA und die weitgehend automatisierte Flaschenbefüllung weltweit. Dazu kommen die allgegenwärtigen Computersteuerungen ohne die man sich heute keine Produktion mehr vorstellen kann.

Auch im weiterhin ursprünglichen Herstellungsprozess der Pot Still Destillation hat die Technik Einzug gehalten. Nicht zuletzt aus Qualitäts- und Umweltschutzgründen. Pot Stills werden heute indirekt mit Dampf oder direkt mit Erdgas beheizt. Die mühselige Feuerung mit Steinkohle ist seit der Jahrtausendwende entfallen, da die strengeren Feinstaubgrenzwerte diese Form der Kesselheizung unwirtschaftlich gemacht hatten. Auch müssen die Mitarbeiter in der Produktion nicht mehr in die Brennblasen steigen, um das Pot Ale von Hand zu entfernen. Automatische Reinigungssysteme haben einen Großteil der Arbeit menschenfreundlicher gestaltet.

Auch die technische Entwicklung in der Landwirtschaft hat zu massiven Rückgängen bei den Preisen für das Getreide als Roherzeugniss geführt. Zwar zeigen diese Preise ein ständiges Auf und Ab. Doch langfristig kennen sie nur eine Richtung: abwärts. Genauso passiert es in der Glasindustrie. Massenfertigung und die Produktion an Plätzen mit niedrigen Energiepreisen haben den Preis pro Flasche massiv gedrückt.

Dieses Vordringen der Technik im gesamten Whisky-Herstellungsprozess führt damit zur Kostenentlastung und zur Verstetigung unserer Whiskypreise.

Fairerweise muss man hinzufügen, dass die Kostenentlastung durch Technik zu riesigen Einsparungen führte. Aufgebraucht wurden diese Einsparungen zu einem guten Teil durch gesteigerte Ausgaben für Marketing und Werbung. Whisky könnte also heute schon viel billiger sein, wenn nicht alle Hersteller auf die Idee gekommen wären, mehr Whisky herzustellen und es so zu einem erhöhten Wettbewerb im Vertrieb gekommen wäre. Getröstet werden wir durch ein deutlich größeres Angebot an unterschiedlichen Whiskys.

Wenn sich jedoch Whiskys wegen ihrer hohen Qualität und Bekanntheit nahezu von alleine verkaufen, so musste man die Preise tatsächlich binnen 25 Jahren nicht erhöhen. Hier fünf Beispiele von berühmten schottischen Single Malt Whiskys, die heute noch genauso viel kosten, wie vor 25 Jahren.

DM 1994EUR 1994EUR 2018
Cardhu 12 Jahre57,4029,4029,99
Cragganmore 12 Jahre57,9929,6529,99
Glenfarclas 10 Jahre48,5024,8025,99
Glenmorangie 10 Jahre59,5030,4229,99
Laphroaig 10 Jahre60,0030,6829,99

Für unser Gesamtsortiment haben wir zusätzlich die Flaschen herausgesucht, die es bereits 1994 gab. Für 1993 liegen uns wegen des Rumpfjahres keine detaillierten Preise mehr vor. Für diese Preise ergibt sich ein interessanter Zusammenhang, wenn man alle Preise auf 100 im Jahr 1994 normiert.

Sehr schön ist zu sehen, dass unsere durchschnittlichen Preise fast stetig angestiegen sind. Stärkere Schwankungen ergaben sich in den Jahren, in denen die Mehrwertsteuer von 15% im Jahr 1994 in zwei Schritten auf 19% angehoben wurden. Aber auch unabhängig von diesen politischen Randbedingungen gab es Boomphasen, während derer Whisky sehr deutlich teurer wurde. In den Jahren 2003 und 2015 kam es zu Engpässen bei den gereiften Whiskys, so dass man mit steigenden Preisen versuchte, die Nachfrage zu begrenzen. Als es dann wieder ausreichend gereiften Whisky gab, gingen die Preise wieder zurück.

Allgemein kann man erkennen, dass es längere Zeiten gab (2004-2011), in denen sich Whisky nicht verteuerte, obwohl die Teuerung deutlich zunahm. Ganz langfristig blieb die Whiskypreisentwicklung hinter der Teuerungsrate des Statistischen Bundesamts zurück. Da gibt es nichts, worüber man hätte meckern müssen.

Gefühlt sieht die Sache aber anders aus. Da erfahrene Kunden nicht hinter langjährig verfügbaren Flaschen her ist, sondern sich um die seltenen Neuerscheinungen, Jahrgänge oder Sonderflaschen bemüht (was viele machen), kommt es hier zu gefühlten hohen Teuerungsraten. So kostet z.B. der Macallan 12 Jahre heute doppelt so viel wie damals. Doch auch Verbilligungen sind sichtbar. Die anfangs sehr teuren Octomore von der Brennerei Bruichladdich, haben sich im Preis deutlich reduziert. Wenn man signifikante Stückzahlen einer Flasche wie den Octomore produziert, so können deren Preise nicht in den Himmel wachsen. Im Gegenteil, sie geraten unter Preisdruck.

Langfristig bleibt die Preisentwicklung bei unserem geliebten Single Malt Whisky jedoch hinter der allgemeinen Teuerung zurück. Denn Whisky besteht nicht nur aus wichtiger Handarbeit. Die sich verbessernde Technik führt langfristig zu Kostenvorteilen.