Mehr Fässer für Scotch

Durch neue Scotch Verordnungen soll mehr Flexibilität erreicht werden

Im Juni gab die Scotch Whisky Association (SWA) eine Änderung der Gesetze und Verordnungen für schottischen Whisky bekannt. Laut der Änderung ist es Produzenten von Scotch nun erlaubt, ein breiteres Spektrum an Fässern für die Reifung und Nachreifung ihrer Whiskys zu verwenden, ohne dabei die Kennzeichnung 'Scotch Whisky' zu verlieren.

Bisher konnte Scotch Whisky nur in Fässern gereift oder nachgereift werden, die traditionell in der Industrie verwendet wurden, darunter von Bourbon, Sherry, Rum, Wein und Bier, um nur einige zu nennen. Solche Fässer werden natürlich auch weiterhin verwendet, aber die Gesetzesänderung bietet jetzt eine gewisse Flexibilität. Nun dürfen auch Fässer verwendet werden, die zuvor zur Reifung anderer Spirituosen verwendet wurden - sofern eine Reihe von Bedingungen erfüllt ist.

Das sogenannte 'Scotch Whisky Technical File' enthält genaue Angaben zu der Auswahl an Fässern, die jetzt verwendet werden dürfen, um schottischen Whisky zu lagern. Auf Basis dieses Dokuments werden vom britischen Finanzamt und Zoll (Her Majesty's Revenue and Customs) Kontrollen durchgeführt, um die geschützte Herkunftsbezeichnung 'Scotch Whisky' zu wahren.

Das britische Ministerium für Umwelt, Ernährung und Landwirtschaft hatte den Änderungsvorschlag bei der Europäischen Kommission eingereicht, der nun in das Dokument eingearbeitet wurde. Im Klartext bedeutet die neue Regelung, dass schottische Whisky-Hersteller nun ein breiteres Spektrum an Fässern für die Reifung und Nachreifung ihrer Destillate verwenden dürfen. Hinzu gekommen sind beispielsweise Fässer, die zuvor Spirituosen aus Agaven (Tequila oder Mezcal) enthielten. Auch Fässer, in denen vormals der französische Apfelbranntwein Calvados oder die brasilianische Zuckerrohrspirituose Cachaça lagerten, dürfen nun laut Gesetz zur Reifung von Whisky verwendet werden. Ebenso werden Shochu-Fässer - ein japanischer Schnaps aus Gerste, Reis, Zuckerrohr oder Süßkartoffeln - sowie Baijiu-Fässer - ein chinesischer Getreideschnaps, der meist aus Hirse hergestellt wird - aufgeführt. Auch Obstbrände lagern teils in Fässern, die nun laut Gesetz ebenfalls in der Reifung von schottischem Whisky angewendet werden dürfen.

Weiterhin nicht erlaubt ist die Verwendung von Gin-Fässern, Cider-Fässern sowie Fässern, die vorher mit aus Steinfrüchten hergestelltem Wein oder Bier befüllt waren. Wurde der Flüssigkeit der Erstbelegung nach der Fermentation oder Destillation Zucker oder künstliche Aromen hinzugefügt, so ist das Fass ebenso für die Reifung von Scotch Whisky nicht zulässig.

Obwohl bereits damals nicht erlaubt, gab es bei der Highland-Brennerei Glen Moray kürzlich ein Cider-Fass-Projekt. Ein ehemals zur Reifung von Glen Moray Single Malt verwendetes Fass wurde dem schottischen Cider-Produzenten 'Thistly Cross' übergeben um darin Cider nachzureifen. Anschließend ging das Fass zurück an die Brennerei, wo der Glen Moray Single Malt zur Nachreifung hinein gefüllt und im Jahr 2018 in den Verkauf kam. Man hat sich hier also sozusagen in einer Grauzone an den Vorschriften vorbei gemogelt. Doch auch andere schottische Brennereien dehnten die Regeln für Scotch Whisky in der Vergangenheit immer wieder aus oder nahmen diese etwas lockerer. So gab es auch von der Campbeltown-Brennerei Springbank einen 12-Jährigen, der zunächst sechs Jahre in Refill-Bourbonfässern reifte bevor er für weitere sechs Jahre in frische Calvadosfässer umgefüllt wurde. Ausdrücklich betont wird jedoch, dass unabhängig vom verwendeten Fasstyp das entstandene Produkt die traditionellen farblichen, geschmacklichen und aromatische Eigenschaften von Scotch Whisky haben muss.

Bis dato hatten die Regeln den Herstellern die Verwendung von speziellen Fässern nicht ausdrücklich verboten, die Rechtsabteilung der SWA ihnen aber nahe gelegt, sich an Fässern mit 'ausreichend Nachweis traditioneller Verwendung' zu orientieren. Dazu zählen etwa ehemalige Bourbon- oder Sherryfässer.

Die meisten Hersteller von Scotch Whisky unterstützten die strikten Vorgaben für die Produktion von Scotch Whisky. Es wurden jedoch auch Stimmen unter ihnen laut, die fürchteten, schottische Whiskyhersteller erfahren einen kommerziellen Nachteil im Vergleich zu anderen globalen Whiskysorten und Konkurrenten.

Der größte Scotch Whisky Produzenten Diageo sowie die französische Firma Pernod Ricard regten bereits im vergangenen Jahr eine Änderung beziehungsweise eine Auflockerung der Vorschriften an. Pläne von Diageo, Single Malts in Fässern nachzureifen, die ehemals Tequila der Diageo-Marke 'Don Julio' enthielten wurden allerdings von der SWA zurückgewiesen. Nachdem nun die Vorschriften auf mehr Fässer ausgeweitet wurden, kann Diageo die Pläne für ein Tequila-Finish nun doch in die Tat umsetzen.

Die neuen Regelungen verschaffen nun Klarheit, welche Fässer in der Reifung von schottischem Whisky erlaubt sind und welche nicht. Auf die Holzart haben die Neuerungen keinen Einfluss: Nach wie vor sind nur Fässer aus Eichenholz in der Reifung von Scotch Whisky gestattet. Dennoch soll die Änderung der Richtlinien für ein gewisses Maß an Flexibilität für schottische Whiskyhersteller sorgen, die dadurch freier in der Art der Whisky-Produktion sind. Denn die Verwendung von mehr Fässern mit unterschiedlichen Vorbelegungen bietet auch mehr Potential für ein größeres Aromenspektrum. Die Scotch Whisky Association will durch die Anpassung der Richtlinien das Erbe und die Traditionen der Kategorie Scotch Whisky stärken und gleichzeitig das Fundament für die Zukunft legen, denn im Verband hält man gesetzliche Regularien für wesentlich im Schutz des Rufs und der Qualität von schottischem Whisky.

Es lässt sich darüber debattieren, wie viel sich nun tatsächlich in der Landschaft des schottischen Whiskys ändern wird. Wir können uns in der Zukunft auf jeden Fall auf spannende Abfüllungen mit neuen Finishes und interessanten Aromen freuen.