Whisky Vokabeln

Hogshead, Angel‘s Share und Virgin Oak

Ochsen, Engel und eine Jungfrau - es hört sich zwar an wie eine Liste der Anwesenden bei Christi Geburt, doch tatsächlich geht es um Zutaten und Vorgänge in der Whiskyherstellung. Ein Hogshead ist ein Whiskyfass mit etwa 250 Litern Inhalt, das aus den zerlegten Dauben von kleineren Bourbonfässern (~ 200 L) gebunden wird. Der Name ‘Hogshead‘ leitet sich höchstwahrscheinlich von dem englischen ‘oxhead‘, also Ochsenkopf, her. Auch Virgin Oak - die jungfräuliche Eiche - bezieht sich auf Whiskyfässer: gemeint ist ein Eichenfass, das vorher nicht mit einer anderen Flüssigkeit (Bourbon, Sherry) belegt war. Und der Angel‘s Share, zu Deutsch Engelsanteil, ist der kleine Teil Whisky, der während der Reifung im Fass verdunstet. Er ist sozusagen die Portion, die gen Himmel verfliegt und dort den Engeln eine Freude macht.

Und damit sind wir schon mittendrin, in unserer kleinen Whisky-Vokabelstunde. Sind Sie auf Etiketten von Whiskyflaschen auch schon einmal über Begriffe gestolpert, die Ihnen im ersten Moment gar nichts sagen? Sie sind nicht allein! Schon allein bei den verschiedensten Begriffen zur Beschreibung der verwendeten Whiskyfässer könnte man meinen, es handele sich um eine Fremdsprache. Toasten und Kühlfiltern lassen vermuten, dass gerade eher von einem hippen Frühstück mit Club Sandwich und Cold Brew Kaffee die Rede ist. Ganz zu schweigen von klangvoll abstrakten Abkürzungen wie NAS oder ppm. Lassen Sie uns etwas Licht ins Dunkel bringen.

Fangen wir mit den Begriffen an, die auf sehr vielen Whiskyflaschen zu lesen sind: ‘Natural Colour‘ und ‘Non Chill Filtered‘. Letzteres bedeutet ‘ohne Kühlfilterung‘, ein Vorgang während dem der Whisky bei Temperaturen zwischen 2 und +4°C gefiltert wird. Dies verhindert, dass er beim Genuss auf Eis oder verdünnt mit Wasser eintrübt. Die natürliche Farbe ist auch nicht selbstverständlich in der Whiskybranche, denn viele Hersteller fügen ihren Whiskys Zuckerkulör hinzu, sodass Standard-Abfüllungen stets eine einheitliche Farbgebung haben. Die beiden Begriffe auf einem Etikett deuten also auf einen naturbelassenen Whisky in der Flasche hin. Bevor ein Whisky jedoch in der Flasche landet, verbringt er zunächst mehrere Jahre in Fässern. Hypothetisch gesprochen könnte auf einem Etikett etwa eine Formulierung wie ‘Finish in a First Fill toasted, heavily charred Virgin Oak Cask‘ stehen. Was mit der jungfräulichen Eiche gemeint ist, haben wir bereits geklärt, lassen Sie uns also den Rest aufdröseln: Finish bedeutet bekanntlich so viel wie Schluss oder Ende; in der Whiskyherstellung ist damit eine nachträgliche Verbesserung (Reifung) des Whiskys in einem weiteren Holzfass gemeint. Wurde dieses Fass nach der ursprünglichen Verwendung (Bourbon, Sherry, …) zum ersten Mal mit Whisky befüllt, so spricht man von einem First Fill Fass. ‘Toasted‘ hat in diesem Fall nichts mit erhitztem Weißbrot zu tun, sondern mit dem Erwärmen eines Fasses von innen auf mindestens 150 Grad, um Cellulose in Holzzucker zu spalten. Durch dieses Erhitzen beginnt das Holz zu ‘leben‘ und gibt bei der anschließenden Reifung die süßen Aromen von karamellisiertem Holzzucker und Vanillin an den Whisky ab. ‘Charred‘ bezieht sich auf das Ausbrennen und Ablöschen von Fässern mit heller Flamme und Wasser zur Erzeugung einer Holzkohleschicht. Diese dient als Filter, der scharfe Stoffe aus dem Whisky entfernt und ihn so weicher macht.

Wie lange ein Whisky im Fass verbringen durfte, verrät uns das Alters auf dem Etikett. Diese ist meist sehr prominent und leicht zu erkennen platziert. Doch was, wenn ein Whisky keine Altersangabe hat? Dann haben wir es mit einem so genannten NAS Whisky zu tun, eine Abkürzung für ‘No Age Statement‘ - also ein Whisky ohne Aussage zum Alter. Manchmal steht auf solchen Whiskys auch gerne das Wort ‘Vintage‘. Wie beim Wein steht dies für den Jahrgang des Whiskys, also das Jahr der Destillation. Ein Abfülljahr ist bei diesen Malts nicht zwingend angegeben.

Was darf natürlich auf keinem Whisky-Etikett fehlen? Natürlich der Alkoholgehalt. Für gewöhnlich steht dort so etwas wie 46% vol oder 46 % ABV. Die Abkürzung steht für ‘Alcohol by volume‘, also der Anteil Alkohol bezogen auf das Volumen (nicht das Gewicht). Eine ältere Maßeinheit, um den Alkoholgehalt anzugeben, ist ‘proof‘. Vor allem auf amerikanischen Whiskeys ist diese anstelle von Volumenprozenten zu finden. Warum? Nun, vor 200 Jahren fehlte es am Equipment zur genauen Bestimmung des Alkoholgehalts. Also vermischte man den Whisky in Fassstärke mit Schießpulver und zündete das Ergebnis an. Brannte das Gemisch zügig mit heller Flamme ab, so hatte der Whisky einen 'Proof' Alkoholgehalt - er war geprüft! Womit wir schon beim nächsten Begriff wären: Fassstärke oder auf Englisch ‘Cask Strength‘. Steht dies auf dem Etikett handelt es sich um einen Whisky, der ohne Verdünnung aus einem Fass in Flaschen gefüllt wird. Diese naturbelassenen Whiskys sind besonders robust und intensiv in Geschmack und Aroma. Auf intensiven Geschmack deutet auch die Abkürzung ‘ppm‘ hin, die den Rauchgehalt eines Whiskys angibt. Das rauchige Aroma erhält Whisky, wenn die verwendete Gerste über Torffeuer getrocknet wurde. Torfrauch gibt ein sehr intensives Aroma ab, das sich schließlich auch im Whisky wiederfindet. Der Rauchgehalt im Whisky wird in ‘ppm‘ (parts per million, Anteile pro Million) gemessen. Für gewöhnlich unterscheidet man drei Stufen: ‘lightly peated‘ (unter 15 ppm), ‘moderately peated‘ (rund 20 ppm) und ‘heavily peated‘ (über 30 ppm).

Genug Vokabeln gebüffelt, jetzt ist Zeit das Wochenende einzuläuten! Vielleicht ja mit einem Gläschen Ihres Lieblings-Whiskys, dessen Etikett Sie dieses Wochenende etwas genauer studieren.