Whisky: Teuer + Alt = Gut?

Warum ist Whisky so teuer?

‘Teuer‘ ist natürlich ein dehnbarer Begriff. Im Vergleich zu anderen Genussmitteln und Spirituosen ist Whisky aber offenbar in einem vergleichsweise hohen Preissegment angesiedelt. Manchen mag das unrealistisch erscheinen, doch schaut man einmal genauer hin, erklärt sich der verhältnismäßig hohe Preis von selbst. Vier Aspekte sind hier in Produktion und Vertrieb besonders zu beachten, die wir Ihnen gerne erläutern möchten. Zunächst ist die Herstellung von Whisky sehr aufwendig und zeitintensiv. Viele verschiedene Produktionsschritte müssen durchlaufen werden, bevor aus einem Bündel Gerste eine Flasche Whisky wird. Nach dem Anbau und der Ernte wird das Getreide gemälzt, gemaischt und fermentiert. Alleine diese Produktionsschritte nehmen viel Arbeitszeit, Equipment und Rohstoffe in Anspruch. Um den hohen Alkoholgehalt zu erhalten, wird anschließend destilliert, was wiederum Zeit und Energie kostet. Auch die benötigten Rohstoffe für Whisky fallen nicht vom Himmel: Getreide, Wasser und Hefe und nicht zu vergessen die Holzfässer, die mehrere Hundert Euro kosten können.

Der zeitintensivste Schritt ist ohne Frage die Lagerung: Um in Schottland und vielen weiteren Ländern (wie auch Deutschland) offiziell als Whisky anerkannt zu werden, muss dieser für mindestens drei Jahre und einen Tag in Eichenfässern reifen. Und auch wenn die Reifung größtenteils von selbst passiert, kostet sie viel Geld: Fässer, Lagerhausmiete, Lagermanagement - all das kostet. Die meisten Whiskys reifen allerdings bedeutend länger als die mindestens vorgeschriebenen drei Jahre. Standard für gute Whiskys sind zehn bis zwölf Jahre, bis hin zu 18 oder 21 Jahre, in speziellen Fällen sogar noch mehr. Und jetzt überlegen Sie mal wie viel Geld Sie über zehn bis zwölf Jahre in Miete oder einen Baukredit investieren… Zudem gibt es leider das Phänomen des sogenannten ‘Angel‘s Share‘. Während der jahrelangen Reifung in Fässern verdunstet ein kleiner Teil Whisky durch die Poren der Holzfässer. Die Faustregel besagt, pro Jahr verflüchtigen sich so etwa 1-2% der Flüssigkeit aus dem Fass. Bei einem 18-Jährigen sind dies also zwischen 18% und 36%, die sich von der Destillation bis zur Vollendung des Whiskys in Luft auflösen. Nicht zu unterschätzen sind auch die Investitionen für die Abfüllung der Whiskys: Abfüllanlagen, Flaschen, Etiketten und nicht zu vergessen das Personal - für kleine Brennereien sind dies große Ausgaben.

Was ebenfalls in Whisky-Preise mit einkalkuliert wird, ist das hohe geschäftliche Risiko. Stellen Sie sich einmal vor, Sie hätten all das Geld und die Arbeit in eine Abfüllung investiert und dann passiert ein Unglück. Ein verdorbenes Batch, ein kollabiertes Lagerhaus, eine Whisky-Abfüllung, die sich nicht so gut verkauft wie erwartet - all das ist schon passiert. Ein weiterer Grund für die mitunter hohen Preise von Whisky ist die geringe Nachfrage. Unsereins lebt als Malthead und Whiskyliebhaber in einer gewissen Blase, doch guter Whisky wird nicht von allen so wertgeschätzt wie von ‘uns‘. Und für die kleinen Stückzahlen ist der Arbeitsaufwand verhältnismäßig hoch.

Was ist der teuerste Whisky?

Diese Frage ist nicht definitiv zu beantworten. Denn bei Versteigerungen übertreffen sich die Beträge, die für einzelne Whiskyflaschen über die Ladentheke gehen, regelmäßig gegenseitig. Und die Werte steigen rapide an, wie der Trend zeigt: Im Jahr 2009 war der ‘most expensive Whisky‘ im Guinness Buch der Rekorde ein Springbank 1919, der bei einer Versteigerung für 14.000 Pfund (gut 16.000 Euro) in die Hände der neuen Besitzer überging. Zehn Jahre später erzielten Whiskys bei Auktionen bereits ein Vielfaches dieses Wertes. Die Beträge sind siebenstellig, die Preise steigen stetig, Whisky ist zum Teil wertvoller als Gold! Macallan ist regelmäßig unter den am teuersten versteigerten Whiskyflaschen. Unter den höchsten Preisen waren bisher ein Fine and Rare 1926 für knapp 1,7 Millionen Euro (im Jahr 2019 versteigert), der Michael Dillon 1926 für knapp 1,4 Millionen (2018 versteigert), oder Valerio Adami 1926 und Peter Blake 1926, die beide im Jahr 2018 für jeweils eine Million Euro versteigert wurden. Im Jahr 2020 wechselte eine Flasche Yamazaki 55 Jahre für ganze 670.000 Euro den Besitzer - eine beachtliche Summe für eine japanische Abfüllung! Auch die Marke Dalmore räumt bei Versteigerungen häufig ab: Während im Jahr 2011 der 64-jährige Trinitas für knapp 140.000 Euro verkauft wurde, brachte im Jahr 2020 der 62-Jährige Dalmore ganze 300.000 Euro ein! Auch hier: Tendenz steigend.

Es gibt auch Abfüllungen, bei denen etwas ‘getrickst‘ wird und statt des Whiskys selbst die Flasche den hohen Preis ausmacht. So ist die teuerste Whiskyflasche der Welt eine Flasche namens Isabella‘s Islay für 6,2 Millionen Dollar (5,2 Millionen Euro). Dies liegt aber weniger an ihrem Inhalt, einem rauchigen Islay Whisky, sondern an der Flasche: Die handgefertigte Karaffe ist mit über 5.000 Diamanten und knapp 250 Rubinen besetzt, deren Wert laut Hersteller dem von zwei Weißgoldbarren entspricht. Auch bei der Flasche The Macallan M, die im Jahr 2018 für 628.000 Dollar (530.000 Euro) versteigert wurde, geht es eher um die Flaschengröße: Ganze sechs Liter Whisky passen hinein.

Wie alt muss ein guter Whisky sein?

Im Englischen gibt es das schöne Sprichwort ‘age ist just a number‘ - das Alter ist nur eine Zahl. Beim Whisky kommt es jedoch nicht auf die Zahl an, die auf der Flasche steht, sondern auf die Qualität der Reifung. Älter bedeutet nicht unbedingt besser. Vielmehr geht es um eine harmonische Reifung: die ist nämlich zweigeteilt, und zwar in die subtraktive und additive Reifung. Bei der subtraktiven Reifung werden vom Holz des Fasses die störenden scharfen oder metallischen Geschmäcker herausgefiltert. Erst nach sieben bis acht Jahren ist diese subtraktive Reifung abgeschlossen. Die additive Reifung, das Absorbieren von Fass-Aromen in den Whisky, läuft parallel ab. Hier finden Sie eine Zusammenfassung der Aromen, die verschiedene Fässer abgeben. Nicht umsonst sind also viele Standard-Abfüllungen 10 oder 12 Jahre alt. Ab diesem Zeitpunkt sind die störenden Aromen so weit aus dem Destillat entfernt, dass die Fass-Aromen richtig zur Geltung kommen. Dies soll nicht heißen, dass Whisky mindestens so alt sein muss, um als gut zu gelten. Die Erfahrung zeigt aber, dass dies oft ein guter Zeitpunkt zum Abfüllen ist.

Wie viel kostet ein guter Whisky?

Diese Frage ist natürlich sehr subjektiv, denn alle Genießer haben ihre eigene Vorstellung von einem ‘guten Whisky‘. Horst Lünings Gedanken zu dem Thema finden Sie auf dieser Seite. Wir wollen Ihnen ein paar Beispiele als Richtwert nennen und haben dafür Whiskys herausgesucht, die Ben und Horst Lüning besonders gut finden. Ein Klassiker, auf den sich viele Genießer einigen können, ist der Lagavulin 16 Jahre, den Sie für etwa 70 Euro haben können. Für Macallan muss man nicht Millionen von Euro bezahlen, den 12-jährigen Macallan Double Cask erhalten Sie bereits für 65 Euro. Auch Dalmore hat erschwinglichere Abfüllungen als eingangs erwähnt, wie den alterslosen King Alexander III für etwa 190 Euro. Für Ben Lüning darfs gerne auch mal ein Bourbon sein: Sein Favorit darunter ist Elijah Craig, der - je nach Alter - 35 Euro (Small Batch) bis 368 Euro (18 Jahre) kostet. Eine besondere Reifung wie bei Jack Daniel‘s No 27 Gold erhalten Sie bereits ab 70 Euro. Wer es besonders rauchig mag, ist bei Octomore an der richtigen Adresse, ab 100 Euro erhältlich. Auch im etwas günstigeren Preissegment gibt es in den Augen von Ben und Horst Lüning gute Whiskys, sogar mit Altersangabe: Laphroaig 10 (35 Euro) und Ardbeg TEN (45 Euro) oder wer es weniger rauchig bevorzugt Balvenie Double Wood 12 Jahre (50 Euro) und Glenfarclas 15 (55 Euro) sind sehr gute Whiskys zu erschwinglichen Preisen. Die Antwort ist also sehr subjektiv: Gehen Sie auf Whisky.de, rufen sie einen Whisky auf, den Sie gut finden und da haben sies!