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Inflation und Whiskypreise

Ist Inflation gut oder schlecht? Das hängt vom Land ab, in dem Sie leben. In Europa und ganz besonders in Deutschland gilt Inflation als schlecht. Inflation vernichtet Werte. Sie vernichtet Sparguthaben und über lange Jahre erkämpfte Löhne und erarbeitete Guthaben.


Während meiner Schulzeit war ich öfter in Frankreich. Alte Männer rechneten damals in alten Francs (aus der Zeit vor der franz. Währungsreform). Und Jedermann wurde ständig an die alten Francs erinnert, da die alten Münzen immer noch als Centimes (Wert geteilt durch 100) im Umlauf waren. Rechnen Sie noch in D-Mark?


Auch wir Deutsche haben mehr als einmal eine galoppierende Inflation gesehen. Bei mir zu Hause hängt ein Bilderrahmen, in dem Tausender, Hunderttausender und gar Zig-Millionen-Markscheine gefasst sind. Unter diesem Gesichtspunkt gesehen ist galoppierende Inflation natürlich mies.


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Doch was ist, wenn die Inflation nur drei oder vier Prozent beträgt? Ist das auch so schlecht? Der ehemalige Präsident der amerikanischen Federal Reserve Bank - Alan Greenspan - hat einmal sinngemäß gesagt: "Ein paar Prozent Inflation tun einer Volkswirtschaft ganz gut. Sie hält die Menschen in Schwung." Es ist wie wenn Sie gegen einen langsam strömendes Gewässer rudern. Ruhen Sie sich einen Moment aus, so treibt der Fluss sie wieder dorthin zurück, von wo sie herkommen. Unser Staat verschärft die Sache noch. Wenn Sie sich anstrengen und durch Mehrarbeit oder produktivere Arbeit mehr verdienen, so rutschen Sie in der Steuerprogression weiter nach oben. So fällt einem das Anstrengen noch einmal so schwer.


Es soll Länder geben, bei denen jährlich die Steuerkurve so zu höheren Einkommen verschoben wird, dass die Inflation nicht zusätzlich in die Taschen des Staates schafft ... icon_confused.gif


Inflation ist damit ein Ansporn sich im Leben anzustrengen. Wer rastet, der rostet. Und Inflation hat auch Vorteile icon_exclaim.gif Schulden werden weniger, da die Inflation sie entwertet. Menschen, die Schulden für Investitionen tätigen, werden so gefördert.


Doch Inflation ist nicht gleich Inflation. Technische Produkte werden bei uns immer billiger. Der Fortschritt macht es möglich. Dienstleistungen und Energie werden dagegen immer teurer. Wer also auf einen Inflationsausgleich in seinem Angestelltengehalt besteht, der verursacht bei den Kunden seines eigenen Arbeitgebers einen Inflationsdruck und damit einen Rationalisierungsdruck auf seinen eigenen Arbeitsplatz. Man muss sich in Folge stärker anstrengen, um dieses Mehreinkommen zu rechtfertigen.


Wer die einschlägigen Wirtschaftsliteratur ließt, der kennt das. Nur Produktivitätssteigerungen rechtfertigen Gehaltserhöhungen. Die Inflation als solches alleine nicht. Einfach ist das Zusammenspiel dieser Effekte im täglichen Leben nicht. Und wenn man gegen die Inflation aus Öl- und Benzinpreissteigerungen sowie die der Energieversorger nichts machen kann? Dann bleibt einem nichts anderes übrig, als mit Mehrarbeit (oder produktiverer Arbeit) gegen die Inflation anzugehen.


Die Whiskybranche hat sich eigentlich über die vergangenen 10 Jahre ganz gut gegen die inflationären Tendenzen behaupten können. Das Rationalisierungspotenzial in der Fertigung konnte die Preissteigerung in anderen Bereichen ausgleichen. Seit mehr als 10 Jahren sehen wir fast keine Preissteigerungen.


Nur zu Beginn des Jahres 2007 mussten wir drei zusätzliche Mehrwertsteuer Prozentpunkte verkraften und zum Teil an sie weitergeben. Hier war der Staat mit seiner unsäglichen Geldgier der Treiber der Inflation.


Wie sieht es um die nähere Zukunft der Whiskypreise aus? Die vorgesehene Erhöhung der LKW-Maut, die europaweit reduzierten LKW-Fahrerlenkzeiten und die steigenden Öl- und Energiepreise können von den Logistikern genauso wenig aufgefangen werden, wie von den Herstellern. Wir sollten uns also darauf gefasst machen, dass wir zum kommenden Herbst aus diesen Gründen 10 bis 20 ct Preiserhöhung (< 0,5%) auf unseren geliebten Flaschen sehen werden.


Und wie verhalten sich die Konzerne bei unseren Einkaufspreisen? Aktuell läuft die jährliche, übliche Preiserhöhungsoffensive des Frühjahrs. Aber nur allzu oft hat sich gezeigt, dass sich die Wunschträume mancher Konzern-Strategen am Markt nicht durchsetzen lassen.


Aktuelle Preiserhöhungen müssen Sie beim Whisky nicht befürchten. Bis zum Herbst gelten die bei meiner Frau die veröffentlichten Katalogpreise.


P.S.: Und bitte nicht vergessen. Übermorgen Abend (25.1.) ist Burns Night.