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Ardbeg Corryvreckan

In diesem Beitrag hatte ich angekündigt, dass ich den neuen Ardbeg Corryvreckan demnächst probieren werde. Nun habe ich es an den beiden Wochenenden getan und muss sagen, dass ich persönlich mit diesem Whisky nicht einig geworden bin.


Auf der einen Seite hat der Malt einen kräftigen Antritt und auch viele Aromen. Doch ich kann sie nicht auflösen. Es bleibt so eine diffuse Aromenwolke an meinem Gaumen hängen. Mir fehlt auch die typische Ardbegsüße. Der Rauch ist kräftig und vorhanden aber die medizinische Note fehlt. Dafür spüre ich eine Menge Eiche. Frische, junge Eiche, die im Abgang eine trockene, leicht bittere Note liefert. Aber so richtig fassen, lässt sie sich auch nicht. Das ist nicht negativ oder unangenehm zu sehen. Er ist durchaus angenehm und süffig. Aber ich finde keine aromatische Brücke zu den anderen Ardbegs. Als ob dieser Malt aus einen anderen Brennerei stammte.


Meine Vermutung geht in die Richtung der Verwendung frischer Fässer aus europäischer Eiche. So wie das bei Glenlivet mit dem French Oak und den Limousin-Eichenfässern gemacht wurde. Für diese Vermutung spricht auch die vergleichsweise dunkle Farbe ohne den typischen Sherry-Farbstich. Frische Fässer geben in kurzer Zeit eine Menge Aroma und Farbe an den Malt ab.


Ich hatte eine 0,1 Liter Probe, die ich auf vier Einzelproben verteilt habe. Jeweils zwei verkostete ich jetzt am Samstag und am Samstag zuvor. Keine der vier Proben schmeckte gleich und eine klare Tendenz zu einer deutlichen Geschmacksrichtung war für mich nicht erkennbar. Ich werde also später weiter probieren müssen icon_wink.gif

Nachhaltigkeit und Whisky

Die Wirtschafts- und Staatskrise lässt einen natürlich verstärkt nachdenken. Und immer wenn es ganz heftig kommt, macht man sich natürlich Gedanken über die Prinzipien unserer Gesellschaft. In meinem früheren Leben als Outsourcing Manager habe ich auch einmal ein ganzes Softwareunternehmen übernommen und musste es sanieren. Ich sanierte so vor mich hin und am Ende stellte ich fest, dass nichts mehr übrig blieb. Es war keine nennenswerte Substanz für meinen Brötchengeber in der Unternehmung vorhanden, die zu retten sich gelohnt hätte.


Wie funktioniert ein Softwareunternehmen? Auf der einen Seite haben sie Software im Markt, für die ihre Kunden Wartungsgebühren bezahlen. Diese Wartung sorgt dafür, dass im laufenden Betrieb gefundene Fehler beseitigt werden und dass gesetzlich erforderliche Änderungen eingepflegt werden. Mehr erhalten sie für ihre Wartungsgebühren, die sich durchaus auf 20% des Lizenzpreises pro Jahr belaufen können, in der Regel nicht.


Wenn sie Neues oder Erweiterungen haben wollen, dann gilt es eine Updatelizenz zu erwerben. Dieses Geld wird dafür verwendet, neue Funktionalitäten in die Software einzubringen, die ihnen im täglichen Leben Mehrwert verschaffen soll.


Doch keine Software hält ewig und so muss das Softwareunternehmen auch komplette Neuentwicklungen stemmen. Wenn der Lebenszyklus einer Software zu Ende ist, dann sollte das Unternehmen etwas Neues im Angebot haben, was der Markt auch bezahlen will. Hat es das nicht, dann ist das Unternehmen selbst am Ende.


Nun muss der Unternehmer aufpassen und richtig rechnen, damit er nicht mit Lizenzeinnahmen die Wartung subventioniert oder über Wartungsgebühren die Entwicklung neuer Software finanziert und die Wartung dabei vernachlässigt - was in schlechter Kundenzufriedenheit und damit unverkäuflicher, neuer Software resultiert.


Und nun kommt die aktuelle Krise. Der Verkauf neuer Software bricht zusammen und dennoch wollen alle Mitarbeiter im Softwareunternehmen nach wie vor ihren Arbeitsplatz behalten. Auch dem Unternehmer ist daran gelegen, seine Mitarbeiter zu halten. Denn wenn er die findigen Köpfe und wissenden Insider verliert, dann wird auch die angefangene, neue Software nicht fertig werden, die Zukunft ist gefährdet und das Unternehmen steht auf der Kippe.


Whisky erscheint auf den ersten Blick anders. Aber nur auf den ersten Blick. Eine Brennerei produziert Whisky und wir verkaufen ihn an Konsumenten, die ihn genießen und anschließend neu bestellen. Der Kreislauf im Whiskykonsum ist damit viel einfacher als bei der Software.


Doch ganz so einfach ist die Sache dennoch nicht. Auch beim Whisky gibt es 'Wartungsgebühren', die zu einer langfristigen Zufriedenheit beim Kunden führen sollen. Zu dieser 'Wartung' gehört aus meiner Sicht bei The Whisky Store der Katalog und unsere verschiedensten Aktivitäten hier im Web 2.0. Doch man kann diese Aktivitäten auch anders sehen. Jeder Kunde, der bei uns gekauft hat, ist ja - im Gegensatz zum Softwarekunden - nicht an uns gebunden und muss jedes Mal aufs neue geworben werden.


Blicken wir zum Whiskyhersteller, der vermutlich besser mit dem Softwarehersteller vergleichbar ist. Hier gilt es den Whisky konstant und regelmäßig dem Kunden zur Verfügung zu stellen. Auch regelmäßige Updates sind erforderlich - vor allem bei der Flaschenform und dem Label - damit neue gesetzliche Anforderungen erfüllt werden (Verpackungsverordnung) und der Kunde mit dem Produkt weiterhin zufrieden bleibt.


Aber auch Neuentwicklungen gibt es auf Seiten der Hersteller. Neue Brenn- und Reifeverfahren werden entwickelt, um den Genießer mit neuen Geschmäckern zu überraschen. Das Finishing im Allgemeinen und der Ardbeg Supernova im Speziellen lassen grüßen.


Kann so ein Betrieb nachhaltig sein? Fragen wir erst einmal, was Nachhaltigkeit in diesem Umfeld bedeutet. Nachhaltigkeit im Whiskyumfeld bedeutet für mich, dass wir auch nach mehr als 10 Jahren unseren bekannten Whisky - mit mehr oder weniger vergleichbaren Geschmack - unter dem alten Namen wiederfinden.


Im Whisky ist dies meist gegeben. Die eigentliche Brennerei wechselt zwar ab und an die Besitzer, doch die Produktion bleibt sehr oft davon unberührt. Anders ist es, wenn eine Brennerei stillgelegt wird. Zwar werden immer öfter Brennereien wiedereröffnet und man versucht den Anschluss an die alten Produkte zu finden. Doch die Vergangenheit hat auch gezeigt, dass es manche Brennerei halt nicht geschafft hat. Und genau an dieser Stelle sehe ich die Nachhaltigkeit in der Whiskyherstellung. Schafft es eine Brennerei trotz mehrfachem Eigentümerwechsel seine Flaschen über Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte in den Regalen der Genießer zu halten, dann ist das für mich das beste Anzeichen für einen wahren, nachhaltigen Betrieb dieser Brennerei.